Der 11. Tag „Kiew wir kommen … näher“

 

Unser heutiges Etappenziel ist das ca. 140 km entfernte Lublin. Wieder dieser Gegenwind, doch egal, Rainer beißt und er wird immer besser. Auch ich fühle mich gut, die Schmerzen sind erträglicher geworden, ich kann den Kopf wieder einigermaßen bewegen und ich merke den Virus in mir … ich WILL Rad fahren.

Auch heute führt uns der Tag wieder durch die wunderschönen, bäuerlichen Landschaften des Bezirks Lublin. Und ich habe einen Wunsch, der auch erfüllt wird. Wir fahren extra einen kleinen Umweg … ich will wieder Fähre fahren. Auf dem Weg dorthin gibt es für Lissi und Rainer noch ein paar schöne Anstiege. Man merkt jedoch, es ist ihr gewohntes Terrain. Bewundernswert, wie sie es meistern und dann endlich taucht Sie auf … meine Fähre. Die Angst ist gewichen, man weiß ja wie es abläuft … ein Trecker ist schon drauf und auch schon ein Auto. Schnell umgeparkt und wir haben Platz. Ein Moment der Ruhe für uns alle, keiner muss fahren und wir genießen die Landschaft auf der kurzen Überfahrt. Also los, rückwärts runter ist kein Problem mehr. Wir fahren durch wunderschöne Hopfenfelder, vorbei an Obst- und Gemüseplantagen … herrlich. Im nächsten Ort ein kurzer Stop. Fahrerwechsel, ich bin an der Reihe, möchte sooo gerne ein paar Kilometer fahren. Ein kurzer Plausch mit ein paar Einheimischen, man versteht nicht viel aber irgendwie geht es … Ich starte wie gewohnt mit Lissi. Es geht zwar gut aber der Gegenwind ist schon enorm; ich merke, wie der Wind um meine eingepackte Schulter weht, es hemmt, ich habe Angst, dass es schlimmer wird. Nach 10 km tauschen Lissi und Rainer, ich soll noch mal 10 km mit dem Turbo vor mir fahren; aber der Leutnant ist heute gnädig mit mir … es geht jedoch recht gut. Es hilft aber nichts, ich möchte nicht übertreiben und überlasse Rainer und Lissi wieder das Feld. Ich fahre vor, es ist mit Abstand die schönste Strecke der Tour, die wir auf unserem heutigen Törn nach Lublin hinter uns lassen. Gewaltige Aufstiege und schöne Abfahrten … traumhafte niedliche Orte und freundliche Menschen … so was lernt man nur kennen, wenn man mit dem Rad unterwegs ist.

Kurz vor Lublin gibt es einen Grund zum feiern … Rainer ist seinen 1.000sten Kilometer dieser Tour gefahren und für mich heißt das ab sofort nicht mehr „Jawohl Herr Leutnant“ sondern „Jawohl Herr Oberleutnant“ … das hat er sich wirklich verdient.

Am Ortseingang, der Verkehr hat wieder rapide zugenommen, und die Polen fahren leider alle wie die Geistesgestörten, packe ich meine Helden ein. Es wird Zeit ins Hotel zu kommen. Rainer und ich haben via Internet eine niedliche Herberge für uns herausgesucht. Mittlerweile ist es 18:00 Uhr und wir haben riesigen Kohldampf. Also schnell duschen und ab … Piwo und Happen einwerfen. Wie immer auf dieser Tour fallen wir alle recht früh und todmüde ins Bett.