Meine Reise nach Kiew mit meinen Vater

 

Als wir am Mittwoch den 20.05.09 am Hamburger Flughafen unsere Reise nach Kiew antraten, hatte ich keine Ahnung, was mich in den nächsten Tagen so erwarten würde und ich wurde auch prompt mit einem Kulturschock begrüßt. Für ein "verwöhntes Westmädchen" wie mich war es eine Welt, die ich nur aus dem Fernsehen oder aus Erzählungen meines Vaters kannte, in die ich nun einreiste. Die Straßen sind übersät mit Schlaglöchern, egal wo man hinguckt, man sieht Hochhäuser, die in sehr schlechten Zuständen sind, die Fahrstühle ähnelten eher einer Kammer des Schreckens und von den hygienischen Zuständen mal ganz abgesehen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie man hier sein Leben meistern kann.

 

Doch Tamara, Julia und die Mitglieder der Landsleute bewiesen mir das Gegenteil. Sie waren in ihrer Nettigkeit, Gastfreundlichkeit und Lebensfreude nicht zu übertreffen. Es war wie ein warmes Gefühl, dass sich langsam im Bauch ausbreitet und schon einen Tag nach unserer Ankunft fühlte ich mich wie Zuhause in der Organisation. Jeden Morgen begrüßten sie mich und meinen Vater mit einem herzhaften Lächeln und bereiteten uns Frühstück, Mittag und Abendessen. Sie geben einem alles was sie haben und wenn sie nichts geben können, dann geben sie einem das Gefühl gemocht zu werden.


Ich besuchte das Tschernobyl Museum und lernte dort viel über den Unfall und seine Folgen. Es ist so eindrucksvoll dargestellt, dass es mir oft die Sprache verschlug. Auf den Bildern auf denen sich Personen befanden, wurden die Opfer durch ein Atomzeichen gekennzeichnet, das Erschreckende war, dass fast jede Person dieses Zeichen trug.

 

Ebenso eine prägende Erfahrung war der Besuch der Poly-Klinik vom Wohnbezirk, mein Vater hat über Freunde eine OP-Ausstattung vermittelt bekommen und will diese nun der Klinik spenden. Als wir nun dort waren um den Chefarzt zu treffen und ihm dies zu erzählen, war ich überrascht wie spärlich und irgendwie provisorisch alles eingerichtet war. Der Chefarzt zeigte uns einen OP und erzählte uns, dass er sich den OP-Tisch nur geliehen habe und das er seit sechs Monaten keine Lieferungen mehr bekommen habe. Danach erfuhr ich von Tamara, dass die allgemeine medizinische Versorgung in der Ukraine sehr schlecht ist. Die Apotheker zum Beispiel tauschen Medizin gegen Wasser oder ähnliches aus und geben es den Erkrankten. Diese bösartige Willkür mancher Menschen macht mich krank und man fühlt sich so hilflos wenn man so etwas hört.

 

Gerade auch deswegen finde ich die Arbeit meines Vaters so wichtig und ich kann es nicht beschreiben, wie viel es mir bedeutet mit meinem Vater diese Reise gemacht zu haben, wie wundervoll es war diese Menschen kennen gelernt zu haben und wie sehr ich mich freue sie hoffentlich bald wiederzusehen.

 

Shari Ehrhardt      26.Mai.2009