Der 13. Tag „Bye Bye Poland …“

 

Die Nervosität ist bei uns allen heute zu spüren. Wie das wohl wird … dieses Unbekannte an der Grenze … wie schnell wir durch sein werden …

 

Wir machen uns mit einem mulmigen Gefühl auf den Weg. Den ersten Stepp bis kurz vor die Grenze legen wir in unserem Tourbus zurück.

5 km vor der Grenze endlich, eine kleine Seitenstraße. Schnell den Bus geparkt, die Räder ausgeladen und die gelben Sponsoren- T-Shirts an … Die beiden auf den Rädern vorbei an der LKW Kolonne und ich mit Warnblinker hinterher. Die Abwicklung der polnischen Grenzer ist zügig, zwar ohne große Regung aber doch gepaart mit etwas Hochachtung vor der Leistung und vor meinen beiden Helden, die mit den Rädern die Grenze passieren …

Doch wir werden an der Ukrainischen Seite bereits erwartet. Es geht alles sehr schnell und unkompliziert, die Grenzer sind sehr freundlich und beglückwünschen uns zu unserem Vorhaben. Damit hat hier keiner gerechnet. So dauert die Prozedur auch nur eine halbe Stunde und … weiter geht’s …

Tanja, unsere Dolmetscherin erwartet uns mit zwei Fahrern hinter der Grenze. Doch wonach sollen wir suchen, wir kennen Sie doch gar nicht. Aber das ist schnell vergessen, man erkennt uns ja schon meilenweit … wer passiert denn schon mit Fahrrädern die Grenze …

Nach einer herzlichen Begrüßung von Tanja, Sergej (unserem Fahrer) und Vasili (der das zweite Fahrzeug fährt) folgt die Ernüchterung. Tanja sagt uns, dass es lebensgefährlich ist, mit dem Fahrrad weiter zu fahren. Die Straßen sind in einem so desolaten Zustand und es gibt auch keinen Seitenstreifen die nächsten 250 km. Also die Räder wieder eingepackt und so geht es mit Tanja und Sergei los in Richtung Kohosten. Vasili fährt vorweg, wir wollen an der nächsten Möglichkeit etwas Geld wechseln und das sind gute 15 km. Die Strecke bis dahin ist wahrlich ein Graus. Schlagloch reiht sich an Schlagloch und die LKW´s fahren wie die Verrückten. Man Gott lob, dass wir im Auto sitzen. Nachdem wir unsere guten Euro in Stapel von ukrainischen Griven umgetauscht haben, verabschieden wir uns von Vasili, er fährt schon nach Kiew vor, während wir eine Nacht in Kohosten bleiben und am nächsten Tag in Kiew einfahren werden. Doch bis dahin sind es noch gute 250 km …

Es ist heiß, wir haben so 30° C und die Schaukelei im Bus macht einen wahnsinnig. Die Landschaft, durch die wir fahren ist wunderschön, viele Wälder, winzige Dörfer wo noch alles per Pferd oder von Hand gemacht wird, und unberührte Flüsse und Seen. Nach 150 km wird es Zeit für eine Pause, wir sind hungrig und Tanja hat noch ein kleines Picknick für uns dabei. Wir halten an einem kleinen See, wollen baden und im Anschluss etwas essen. Rötlich schimmerndes Wasser … zeugt von einem moorigen Untergrund … aber egal, die Abkühlung wird uns allen gut tun. Das Picknick im Anschluss ist einfach lecker, es gibt Brötchen und Brot, Käse, Tomaten und Gurke … köstlich.

Doch wir müssen weiter, Kohosten wartet und bis dahin ist es noch ein beschwerlicher Weg. Unterwegs passieren wir noch zwei Polizeistreifen, die uns kontrollieren. Ich würde sagen, moderne Wegelagerei, und die Ukrainer nennen sie einfach nur Partisanen … und so benehmen sie sich auch … arrogant und immer darauf lauernd, ein paar Griven in die eigene Tasche stecken zu können … einfach unvorstellbar, aber ich werde das am eigenen Leib nochmals erfahren.

Am frühen Abend erreichen wir dann endlich Kohosten. Das Hotel sieht von außen relativ normal aus, lediglich um die Fenster fehlt der Putz aber naja … wir müssen Vorkasse leisten, man traut hier wohl niemandem … Ich teile mir ein Zimmer mit Sergei, unserem Fahrer, damit Tanja alleine ein Zimmer hat. Wir sind überrascht, alles sieht irgendwie neu aus, klar kann man sich über Geschmack und Farbe streiten aber die Zimmer wirken sehr komfortabel und sind sauber.

Nach einer kurzen Pause treffen wir uns alle zum Abendessen. Der Speisesaal ist nett eingedeckt, lediglich die extrem laute Musik nervt … scheint in der Ukraine typisch zu sein, beim Essen gleichzeitig Disko zu haben.

So bekommen wir das Balzverhalten der ukrainischen Jugend und die aktuelle Superminirock-Mode gleich während des Essens hautnah mit …